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Gletscherausbildung in den Urner Alpen

Zeiten schwindender und schmelzender Gletscher dulden für junge und motivierte Bergsteiger keinen Aufschub, um die Faszination der alpinen Gletscherwelt kennen zu lernen. Deshalb wurde in der Bergwacht Gmünd entschieden, eine ganze Gruppe von interessierten Einsteigern in die Geheimnisse von Gletschertouren einzuweisen. Im Vordergrund steht natürlich immer der Sicherheitsaspekt. Wie bewege ich mich richtig? Wie verhalte ich mich bei einem Unfall, z.B. einem Spaltensturz?

So war es dann soweit, dass sich Anfang September 20 Teilnehmer aufmachten, für vier Tage Teile der vielfältigen Gletscher in den Urner Alpen zu erkunden und als Königsetappe das Sustenhorn (3.503 m) zu besteigen.

Im Mittelpunkt stand am ersten Tag die Vermittlung von theoretischem Wissen und Übungen am Ausläufer des Steingletschers. Neben verschiedenen Geh-Arten mit Steigeisen wurde auch die Bremsposition beim Sturz im steilen Hang sowie die Anwendung der sogenannten „Losen Rolle“ geübt, die erforderlich ist, um Gestürzte mit einer Art von Flaschenzugtechnik aus der Gletscherspalte zu ziehen.

Gut ausgebildet ging es am zweiten Tag hoch zur Tierberglihütte (2.795 m). Wegen Regen und durchnässtem Gelände entschied man sich, nicht über den sicherlich interessanten Klettersteig, sondern über den Normalweg zur Hütte aufzusteigen.

Die Wetterprognosen für den Gipfelaufstieg am dritten Tag waren ideal. „Fünf Uhr Frühstück“ verkündete Gisi, die Hüttenwirtin, einspruchslos den verdutzten Gipfelaspiranten. Frühe Zeit ist eine der wesentlichsten Sicherheitsvoraussetzungen, da morgens bis zum frühen Vormittag wegen der kühlen Temperaturen die Festigkeit von Schneebrücken über den Spalten am höchsten ist.  Wie von der Hüttenwirtin angeordnet, wurde pünktlich gefrühstückt und die Gruppe stand somit zeitig am Start, um Steigeisen und Seile anzulegen.  Über mehrere flache Schnee- bzw. Gletscherfelder und einige Steilstufen gelangte man letztlich zum sehr steilen Gipfelhang. Kurz vor zehn Uhr gelang es allen Teilnehmern, den Gipfel des Sustenhorns zu erreichen. Das Hauptziel war somit erfolgreich bezwungen.  Eine kleine Gruppe bestieg noch als Schmankerl das Gwächtenhorn (3.420 m), während der Rest der Gruppe den Rückweg zur Tierberglihütte antrat. Der Nachmittag wurde genutzt, um sich bei bestem Wetter auf der Terrasse der Hütte von den Strapazen zu erholen.

Am letzten Tag stand, ebenfalls bei bestem Wetter, früh morgens für Freiwillige eine Eisklettereinlage auf dem Programm. Nach mehreren Kletterrouten im steilen Eis und dadurch stark geschwächten Armen trafen sich die Eiskletterer mit dem Rest der Gruppe, um gemeinsam zu den Fahrzeugen abzusteigen.

Nach gelungener und harmonischer Ausfahrt und Rückkehr in Gmünd war klar: die großartigen Urner Alpen sind immer eine Reise wert!

Wolfgang Gröter