Sportlich. Kompetent. Lebensretter.

Schon seit Jahrzehnten führt die DRK-Bergwachtbereitschaft Schwäbisch Gmünd alljährlich im Frühjahr eine Skitour durch. Dabei können insbesondere junge Aktive Erfahrungen in Eis und Schnee gewinnen und ihre Kenntnisse ausbauen. Dabei steht der Sicherheitsaspekt stets im Vordergrund. Geschult wird das umsichtige Verhalten auf dem Gletscher und die möglichst objektive Einschätzung der aktuellen Lawinensituation. In diesem Jahr führte die Skitour auf den höchsten Gipfel in Vorarlberg, auf den Piz Buin.

Der erste Tourentag ist oft der härteste. Ziel am Tag eins war der Gipfel der Dreiländerspitze (3.197 m). Nach der Abfahrt morgens um 04:00 in Gmünd (auf ca. 400 m gelegen) galt es, dem Kreislauf eine Höhendifferenz von immerhin ca. 2.800 m zuzumuten. Dies ist natürlich nicht gänzlich aus eigener Kraft zu bewältigen. Wegen der Wintersperre der Silvretta-Hochalpenstrasse wurde die Bielerhöhe (2.071) via Vermuntbahn und den legendären Tunnelbussen erreicht. Legendär deshalb, weil die abenteuerliche Fahrt im engen Tunnel mit den Kleinbussen ein einzigartiges Erlebnis ist. Gefühlt ist zwischen Bus und Tunnelwand gerade mal Platz für eine Hand und dennoch schießt der Transporter mit hohem Tempo auf kurvenreicher Strecke und im Dunkeln dem Ziel entgegen.

Auf der Bielerhöhe angekommen, ging es bei bestem Wetter via Tourenski mit Muskelkraft weiter. Über den zugefrorenen Silvrettastausee konnte eine kleine Abkürzung genutzt werden, um gegen Mittag mit schwerem Gepäck auf der Wiesbadener Hütte (2.442 m) anzukommen. Für die 18 Teilnehmer war, wie eingangs schon erwähnt, der Tag jedoch noch nicht zu Ende. Nach kurzer Pause ging es zielgerichtet weiter hoch zum Gipfel der Dreiländerspitze (3.197 m). Die Strapazen wurden entlohnt mit einem tollen Panorama in die Alpenarena und einer wunderbaren Skiabfahrt im freien Gelände, zurück zur Wiesbadener Hütte. Durch die wachsweiche Schneequalität konnte man schwebend und mühelos zur Hütte abfahren. Für jeden Skialpinisten ein wahrer Traum.

Durch den Erfolg des ersten Tages motiviert, fieberte man schon abends beim gemütlichen Beisammensein dem nächsten Tag entgegen. Der berühmte schweiz-österreichische Grenzberg Piz Buin (3.312 m) stand auf dem Programm. Früh am Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück aus der Hütte kommend, wurde der Optimismus etwas eingebremst. Zugiger Wind und eine großflächige Wolkendecke am Himmel versprachen nur durchwachsenes Wetter. Schwieriger war aber die Einschätzung der weiteren Entwicklung. Dennoch wurde gestartet, und nach einer großen Querung unterhalb des Ochsentaler Gletschers ging es über steile Hänge hinauf auf die Gletscheroberfläche, die bis zur Buinlücke (Skidepot) hinreicht. Nach knapp drei Stunden, wegen der Gletscherspalten am laufenden Seil gegangen, wurden die Tourenski am Skidepot von den Steigeisen abgelöst und die Skistöcke mit dem Eispickel getauscht. Denn es galt, den steilen Gipfelhang nun teilweise klettermäßig in Eis und Fels zu meistern. Erfahrene Kameraden haben zuvor dankenswerter Weise an einer absturzgefährdeten Stelle ein Sicherungsseil gelegt, um das Risiko auf ein Minimum zu reduzieren. Der Gipfelsturm wurde abgebremst durch aufkommende Böen, teils mit starkem Schneefall. Dennoch entschloss man sich, die Erreichung des Gipfels zu versuchen, was dem Großteil der Gruppe auch zur Freude aller gelang. Trotz der bescheidenen Wetterbedingungen war glücklicherweise die Sicht noch relativ gut und das Panorama konnte ausgiebig genossen werden.

Nach kurzer Zeit wurde es auf dem Gipfel kältemäßig sehr ungemütlich und der Abstieg begann. Langsam, im Schneefeld Schritt für Schritt und im Fels Tritt für Tritt nach unten, erreichten alle Gipfelstürmer wohlbehalten wieder das Skidepot. Die Abfahrt zur Wiesbadener Hütte war wie am Vortag wieder ein Gedicht und der Tag wurde abends als sehr erfolgreich auf der Hütte abgeschlossen.

Die geplante Besteigung des dritten Berges am Folgetag blieb den Teilnehmern verwehrt. Dichter Nebel und Schneefall, unter 2.200 m Regen, machten eine Tour bei hoher Temperatur angesichts der steigenden Lawinengefahr unmöglich. Die Entscheidung abzubrechen, war unter Sicherheitsaspekten besehen, sehr vernünftig. Von daher wurde die Heimreise etwas früher angetreten. Bleiben wird eine schöne Erinnerung an tolle Tourentage und gelebte Berggemeinschaft in der Silvretta.

Text und Bilder: Wolfgang Gröter